Mein Gott, Walter

Leider hat meine Katholische Kirche wieder mal die Chance verpasst, sich dem Thema Sexualität positiv zu nähern. Nach der Enthüllung der sexuell motivierten Verbrechen in diversen Jesuitenschulen ist die Zeit dafür nicht optimal, zugegeben. Aber wie lange soll diese grundsätzliche Körper- und Sexualfeindlichkeit eigentlich noch zelebriert werden?

Es hat überhaupt nichts mit Anbiederung an den Zeitgeist zu tun, wenn man aus christlicher Sicht feststellt: Gott hat den Menschen geschaffen, mit seiner Sexualität. Sie ist also gottgewollt. Irgendwann hat man es aber geschafft, Sexualität mit Sünde gleichzusetzen – ein echtes „Meisterstück“, unter dem viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche heute noch leiden.

Aber worum geht es wirklich? Jeder, der in einer auch sexuell erfüllten Beziehung lebt oder einmal gelebt hat, weiß um die wundersame Kraft dieser Dimension menschlichen Lebens. Und er spürt, dass sie ein Geschenk ist, mit dem man verantwortungsvoll umgehen sollte. Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen und damit als Zeichen seiner liebenden Zuwendung zum Menschen. Anders als in manchen antiken Religionen ist sexuelle Erfüllung im Christentum aber kein Selbstzweck, sondern untrennbar mit der liebenden Beziehung zwischen zwei Menschen verbunden.

Und eigentlich will die Kirche in ihren Lebensregeln („Geboten“) doch nur dieses einzigartige und wunderbare Geschenk in seiner Bedeutung schützen: Sexualität soll Menschen nicht verletzen, sondern aus Beziehungen erwachsen, sie bereichern und Leben ermöglichen. Vor über zehn Jahren schrieb die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz: „Die biblische Botschaft zeigt, dass Sexualität, Freude an ihr und die Möglichkeit, Leben weiterzugeben, gute Gaben Gottes sind“.

Würde das häufigere Aussprechen einer solchen Botschaft den Menschen die Kirche nicht näher bringen als eine pauschale Verdammung sexueller Freiheiten? Ich würde es mir und meiner Kirche jedenfalls wünschen…!

Hier gibt´s übrigens einen interessanten Artikel der Karl-Leisner-Jugend zu dem Thema.

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Michael

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