Der Köder muss dem Fisch schmecken

Heute gibt´s einen interessanten Artikel in der FAZ über die Firma Demand Media. Das Unternehmen aus den USA lässt von Computern analysieren, welche Fragen die User in der Google-Suche eingeben und ob es dafür schon genügend Antworten gibt. Außerdem wird ausgerechnet, was mit Werbung auf der gesuchten (aber evtl. noch nicht existierenden) Seite zu verdienen wäre. Wenn es sich lohnt, schreibt ein Teilzeitjournalist den entsprechenden Artikel oder dreht einen simplen Videofilm dazu. Mit dieser Methode zählt Demand Media zu den größten Videoproduzenten auf YouTube und bestückt eine Reihe thematischer Websites.

Das journalistische Prinzip wird damit quasi umgedreht: Nicht die Fakten und das Ereignis stehen an erster Stelle, sondern das Leser- bzw. Zuschauerinteresse daran. Wenn dieses Prinzip in die traditionellen Medien einziehen würde, wäre der Traum von RTL-Ex-Chef Thoma in Erfüllung gegangen, von dem der Satz stammt, dass der Köder (sprich: das Programm) nicht dem Angler (also den Senderverantwortlichen), sonderm Fisch (also dem dummen Publikum) schmecken muss. Das Ergebnis wäre dann ein Trash-Journalismus, gegen den das heutige Programm der kommerziellen Sender große Chancen auf den Gewinn des Grimme-Preises hätte.

Ist das eine Entwicklung, die sich notwendigerweise aus dem Prinzip des Web 2.0 ergeben muss, quasi das kommerzielle Endprodukt des Jedermann-Journalismus? Auf jeden Fall ist es eine Entwicklung, die langfristig den Erfolg von Google gefährdet, denn wenn die Suchergebnisse immer irrelevanter werden, werden sich ernsthaft Suchende andere Suchstrategien überlegen.

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Michael

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