Infrastruktur made by Deutsche Telekom

Deutschland hatte vor einigen Jahren mal den Ruf eines Hochtechnologielandes. Weil wir selbst kaum Bodenschätze haben, so hieß es, müssen wir uns auf Bildung, Ingenieurleistungen und Spitzentechnologie verlassen. Davon hänge unsere Wirtschaftsleistung, unser Wohlstand und unsere Zukunft ab. Nach diversen Technikdebakeln wie reparaturanfälligen Schnellzügen und Flughafenruinen und einer ziemlich schiefgegangenen PISA-Reform steht uns nun weiteres Ungemach bevor.

Auf den (nicht erst seit heute) absehbar zunehmenden Datenverkehr im Internet reagiert der deutsche Telekommunikationsriese Telekom nicht mit angemessenem Netzausbau – sondern mit Drosselung der Surfgeschwindigkeit ab bestimmten Volumina. Von der man sich natürlich „freikaufen“ kann, mit einer Zahlung „on top“ auf die eigentlich schon bezahlte Flatrate.

Abgesehen davon, dass sich die Mediennutzung durch das Internet gerade grundlegend ändert, weil die Menschen mehr und mehr YouTube und Mediatheken anstelle des linearen Broadcasting-Fernsehens nutzt, abgesehen davon, dass viele Menschen und Unternehmen in Ihrer Arbeit auf schnelle Internetverbindungen angewiesen sind, abgesehen davon, dass diese Pläne komplett rückwärtsgewandt sind – abgesehen davon sind die Pläne der Telekom absolut durchschaubar und lächerlich.

Denn die Daten der Telekom-eigenen Dienste sind von der Bandbreitenbegrenzung selbstverständlich ausgenommen – T-Entertain ist gut, YouTube und Mediatheken sind böse. Jedenfalls solange, wie Google und andere Anbieter die Telekom nicht dafür bezahlen. Hallo? Netzneutralität? Grundrecht auf Internetversorgung? Ist der Telekom egal, solange es Kohle bringt und den eigenen Angeboten nutzt.

Da bleibt nur die Hoffnung auf einen massiven Boykott durch die Telekomkunden – die Konkurrenz wird hoffentlich so klug sein, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Und vielleicht auch die Politiker, die bei der Telekom ja immer noch mitbestimmen dürfen. Ich kann jedenfalls niemandem, der mich danach fragt, künftig noch die Telekom guten Gewissens als Internetprovider empfehlen.

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Michael

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