Facebook vor dem Aus?

Wenn Menschen in ein paar Jahren fragen werden, warum Facebook es nicht geschafft hat, ein erfolgreiches Unternehmen zu bleiben, werden sie bald auf Ereignisse im Herbst des Jahres 2012 stoßen.

„Facebook ist und bleibt kostenlos“ steht zu dieser Zeit noch auf der Startseite von Facebook, doch das war schon lange nicht mehr uneingeschränkt richtig. Sicher, die Basisfunktionen konnte man immer nutzen, ohne auf den ersten Blick etwas dafür zu bezahlen. Doch bereits jede Werbeanzeige, die ein User zu sehen bekam, brachte Facebook Geld ein und damit zahlten die Nutzer schon indirekt. Und wer bei Facebookspielen schneller vorankommen wollte, musste ebenfalls bezahlen. Letzteres natürlich freiwillig.

Lange aber konnte man Facebook in der Gewissheit nutzen, dass man mit seinen Postings sein gesamtes soziales Netzwerk, also seine „Freunde“ erreichte. So, wie man es davor zum Beispiel mit einem E-Mail-Verteiler konnte. Doch irgendwann wurde klar, dass Facebook hier einen Filter eingebaut hatte: den sogenannten „EdgeRank“, einen Algorithmus, der für den User entscheiden soll, was für ihn wichtig ist und was nicht, also auch, was er zu sehen bekommt und was nicht. Und: Wer dafür bezahlte, konnte wieder sicher sein, dass seine Inhalte bei allen vernetzten Usern erschienen. Und damit war klar: Facebook untergräbt sein eigenes Prinzip und wird damit in letzter Konsequenz unglaubwürdig. Das Ende des sozialen Netzwerks.

Denn wer Facebook zur Pflege seiner sozialen Beziehungen nutzt, muss sich darauf verlassen können, dass er diejenigen erreicht, die er erreichen will – das gilt im übrigen für Privatpersonen ebenso wie für institutionelle User. Man stelle sich etwa vor, dass jemand seinen Freundeskreis über Facebook (statt wie früher per E-Mail) zu einer Feier einlädt, per Statusmeldung. Und dass EdgeRank dann einigen aus dem Freundeskreis dieses Posting einfach nicht anzeigt. Viele aus diesem Freundeskreis werden Facebook den Rücken kehren, weil es kein zuverlässiges Kommunikationsmedium mehr ist.

Da Unternehmen es immer gewohnt waren, für ihre Kundenbeziehungen zu bezahlen, werden sie es auch künftig bei Facebook tun. Das aber wird dazu führen, dass bald die Zahl der User im Vergleich zur Zahl der werbenden Accountbetreiber so weit sinkt, dass sich Facebook auch für die Werber nicht mehr lohnt. Die verlorene Glaubwürdigkeit wird Facebook nie mehr zurück gewinnen und damit ist klar, dass Facebook vor dem Aus steht, wenn seine Politik der Gewinnmaximierung auf Kosten von Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit nicht sehr schnell ändert.

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Michael

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