Ist es wieder einmal Zeit, sich von Apple zu verabschieden? Soll man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist? Geschichte scheint sich zu wiederholen, wenn auch auf höherem Niveau.
Nach dem riesigen Erfolg mit dem Macintosh-Computer Mitte der 80er Jahre folgte Anfang der Neunziger der Absturz – vor allem aus drei Gründen: Apple war nicht mehr innovativ, sondern führte die erfolgreiche Produktlinie nur noch halbherzig fort, ein Konkurrent kopierte erfolgreich Apples Software – und außerdem hatte der visionäre Gründer Steve Jobs die Firma verlassen.
Trotz aller Unterschiede – es gibt heute nicht nur ein Produkt, sondern mit dem iPhone, dem iPad und diversen Computermodellen ein wesentlich breiteres Portfolio, und außerdem ein zum Bersten gefülltes Bankkonto – fallen die Parallelen ins Auge: Wie damals Microsoft mit Windows führte Google mit Android ein Betriebssystem ein, das iOS inzwischen überholt hat. Apples Hardware ist nicht mehr innovativ, sondern in den meisten Fällen auf dem gleichen Stand wie die Smartphone- und Computerkonkurrenz. Und Steve Jobs…naja, das ist bekannt.
Gibt es bei Apple noch jemanden, der „anders“ denkt? Der eine Vision davon hat, wie Computer morgen sein müssen? Der neue Produktkategorien sieht?
Der farblose Apple-CEO Tim Cook sicher nicht. Der steht für effiziente Produktions- und Vertriebsstrukturen (ja, auch für die Auslagerung der Produktion zu Foxconn), letztlich also für eine Steigerung des Nettogewinns. Solche Menschen braucht eine Firma, doch sie darf nicht von ihnen abhängig sein. Denn solche Menschen verhindern eher Innovationen, als dass sie welche ermöglichen. Denn Effizienzsteigerung ist keine kreative Weiterentwicklung!
Da ist Google im Moment ein ganzes Stück weiter, wobei das „Project Glass“ nur beispielhaft für den Mut steht, in die Zukunft zu denken.
Seit dem Tod von Steve Jobs gab es bei Apple keine wirklichen Innovationen mehr, sondern nur noch Anpassungen an den Stand der Technik. Apple ist längst kein Trendsetter mehr – der Erfolg des iPhone 5 ist noch immer Steve Jobs Erfolg, und mit dem iPad mini schließt Apple gerade mal zur Android-Konkurrenz auf. Für Mountain Lion gilt das gleiche, und sollte irgendwann doch noch das legendäre Apple TV erscheinen – es würde auf den Blaupausen von Steve Jobs beruhen.
Das soll keine Sentimentalität sein, sondern ein Blick auf Gegenwart und Zukunft.
Ich bekomme Angstvorstellungen, wenn ich mir vorstelle, wieder mit einem Microsoft-Betriebssystem arbeiten zu müssen, weil es besser als Mac OS ist, oder mit einem HP-Computer. Darum hoffe ich noch immer, dass die Führung von Apple nicht den Mut verliert, den Steve Jobs immer gepredigt hat: „Stay foolish!“ oder „Think different!“. Ich glaube, dass es bei Apple Menschen gibt, die diesen Geist noch leben und wünsche ihnen und mir, dass dieser Geist nicht unterdrückt wird. Für den Macintosh war Apple 1984 mit einem Spot, der den Roman „1984“ als Vorlage nahm – und Apple als Bastion des Freigeistes und der Kreativität darstellte. Ich wünsche mir, dass Apple wieder diese Kraft entwickelt..!