Happy Hasenfest?

Liegt es am frühsommerlichen Wetter, dass man sich in diesem Jahr vor gärtnernden, hoppelnden oder nur dumm grinsenden Hasen in den Schaufenstern vor Ostern kaum noch retten kann? Liegt es an einer Gleichschaltung der..mhhm….“Kreativen“ in den Werbeagenturen? Oder liegt es vielleicht an der Sprachlosigkeit derer, die das Copyright am Osterfest halten, also den Christen bzw. den christlichen Kirchen..?

Eine rein rhetorische Frage, denn natürlich sind die christlichen Kirchen selbst schuld daran, dass ihnen ihre ureigensten Symbole entgleiten. Schon das Weihnachtsfest wird von blonden Engeln, roten Weihnachtsmännern, Rentieren und Schneemännern dominiert. „Kleinere“ Kirchenfeste wie Fronleichnam, Christi Himmelfahrt („Vatertag“) oder Pfingsten werden schon gar nicht mehr mit dem Christentum in Verbindung gebracht, weil die Kirchen stumm geworden sind, weil sie nicht mehr die Sprache der Menschen sprechen. Wer nicht mehr verständlich machen kann, was „Menschwerdung“ oder „Auferstehung“ bedeuten, und zwar ganz konkret für den einzelnen Menschen, der kann auch nicht erwarten, dass die Menschen noch den Grund eines Feiertags kennen.

Für die Werbetreibenden ist es daher einfach: Süße Osterhasis verkaufen sich nun mal besser als sterbende Osterlämmer oder Kruzifixe. Der kleine Jesus in seiner Krippe mag noch als romantisch-verklärte Idylle funktionieren, aber Engel und Weihnachtsmänner bringen die Ware eben dann doch besser an den Mann und die Frau. Das ist keine Kritik an der Werbewirtschaft (zudem selbst kirchliche Buchhandlungen mittlerweile eher auf Hasen als auf Kreuze setzen), sondern eine Anfrage an die Kirchen und ihre Kommunikatoren. Wenn, wie jetzt in Frankfurt, gegen das Tanz- und Partyverbot am Karfreitag demonstriert wird, dann muss das die Kirchen alarmieren. Wenn existentielle Fragen wie Tod und Leben nicht mehr mit den Traditionen der Kirche in Verbindung gebracht werden, dann verliert die Kirche selbst an Existenzberechtigung. Denn die Kirche ist nicht mehr und nicht weniger als ein Kommunikationsinstrument der Frohen Botschaft, des Evangeliums vom Kommen des Reiches Gottes. Wenn sie an dieser Aufgabe scheitert, dann ist sie überflüssig.

Die Kirche muss ihre Sprache wiederfinden. Sie muss zwar nicht ihre Botschaft, aber ihre Worte daraufhin überprüfen, warum sie kein Gehör mehr findet. Sie muss sich von ihren Insider-Slang lösen und ihr Vokabular auf den Prüfstand stellen, und zwar ohne Angst, damit die Botschaft zu verraten: Die wird im Gegenteil nur dann wieder verstanden werden, wenn man sie in der richtigen Sprache verkündet.

Ostern ist der Tag, an dem wir den Sieg des Lebens feiern, nicht den hoppelnden Grinsehasen!

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Michael

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