Arbeiten am Platz – oder im Hier und Jetzt?

Das Internet hat unsere Arbeit bereits heute tiefgreifend verändert. Wer erinnert sich noch an den letzten „klassischen“ Brief, den er verschickt hat? Wer hat noch nie kollaborativ an Dokumenten gearbeitet? Wer weiß nicht, was Doodle ist? Wer hier dreimal „Ich“ gesagt hat, darf aufhören zu lesen, aber alle anderen wissen, dass sich die Art, wie wir arbeiten, in den letzten zwanzig Jahren fundamental gewandelt hat. Es gibt noch immer wichtige Konferenzen und Meetings – das ist unbestritten. Doch einen Großteil unserer Arbeit erledigen oder koordinieren wir schon lange online. Und dabei ist es völlig egal, von wo aus wir das tun – vom Büro, von zuhause aus oder aus dem Zug.
Parallel zeigt sich, zumindest in Deutschland, dass die Verkehrsinfrastruktur immer näher an ihre Grenzen rückt. Soviel Autobahnbaustellen wie nie zuvor, Streiks bei den Fluggesellschaften, Verspätungen bei der Bahn ohne Ende – unterwegs zu sein nervt immer mehr.
Warum also nicht dort arbeiten, wo man ist? Präsenz am Arbeitsplatz mit Leistung gleichzusetzen funktioniert immer weniger. Gerade in Berufen, in denen kreative Arbeit und geistige Flexibilität gefragt ist, findet gerade ein Paradigmenwechsel statt: Man bindet sich an einen Arbeitgeber, weil man sich mit seiner Philosophie identifiziert und mit seiner eigenen Leistung etwas zu seinem Fortbestand bzw. Wachstum beitragen möchte. Eine angemessene Entlohnung stellt die Gegenleistung dar. Von welchem Ort aus und zu welcher Zeit man seine „Arbeitsleistung“ erbringt, wird nebensächlich.
Das Internet und eine gewisse Flexibilität bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern würden es möglich machen, dem Verkehrswahnsinn zu entsagen und zugleich eine ganz neue Identifikation mit dem Arbeitgeber (wer „gibt“ und wer „nimmt“ hier eigentlich die Arbeitsleistung – aber das nur am Rande..) zu ermöglichen: Partnerschaft statt „Angestelltenverhältnis“! Ich wäre sofort dabei!

Author Description

Michael

No comments yet.

Join the Conversation